Frische Heurige – gesunder Genuss von österreichischen Feldern

Ich begleite meine Bauernfamilie Payer und ihre Produkte durch das Jahr. Vor einigen Wochen war ich für euch dabei, als die vorgetriebenen Erdäpfel gelegt und mit Folie abgedeckt wurden. Die Temperaturen in diesem Frühling waren sehr gut. Es gab keine strengen Fröste, der die oberirdischen Teile der Pflanzen geschädigt hätte. Bis Ostern gab es kaum Niederschlag, das Feld musste bewässert werden, ab Mai gab es dann aber genügend Regen.


Regen bringt Segen

Das Sprichwort stimmt schon, ohne Wasser wächst und gedeiht nichts. Für die Ernte war es dann aber schon zu viel des Guten. Ich machte Mitte Mai eine Radrunde und schaute auf dem Acker unter der Folie nach den Pflanzen. Ein Schritt neben die Fahrspur und ich versank bis über die Knöchel im tiefen Boden.

Die erste Ernte war schon angekündigt, da kam noch eine Regenfront und es wollte fast gar nicht aufhören. Durch den trockenen Sommer 2018 und die dadurch schlechte Ernte, sind die Bestände an Lagerkartoffeln ist fast zur Gänze aufgebraucht. Die inländische Erdäpfeln sind nicht nur ein Genuss, sie werden dringend gebraucht um die Versorgung der Bevölkerung mit inländischen Produkten zu gewährleisten.

Wenn die Maschinen versagen

Markus nutzte die ersten sonnigen Tage um mit dem Vollernter eine größere Mente an Heurigen aus dem Boden zu holen. Dir wird sicher auffallen, dass im Traktor niemand am Steuer sitzt, wenn du mein Foto genau anschaust. Leider war der Boden viel zu nass und grundlos. Der Traktor und die Erntemaschine gruben sich in den Ackerboden ein und blieben stecken. An den Einsatz der Maschinen war einige Tage nicht zu denken. Der Erdäpfelhof hat viele gewerbliche und privete Abnehmer, es ist auch noch Spargelzeit. Die Kunden wollen ihre Erdäpfel auf dem Tisch haben, es interessiert niemanden, wie sehr der Bauer von den Gegebenheiten des Wetters abhängig ist.

Die Knollen müssen händisch ausgegraben werden. Das klingt viel einfacher, als man es sich vorstellt. Einfach mit der Schaufel hineinstechen, wenden und schon hat man einen Kübel voll Erdäpfeln. Das ist schon eine recht romantische und völlig unrealistische Vorstellung.

Ernte wie anno dazumal

Die Mutterkartoffel, die gelegt wurde, bildet die grüne Pflanze und im Boden rund um sie die Speicherknollen, die wir als Erdäpfeln ernten. Die Schale der Frühkartoffeln ist ganz weich und zart, die Knollen dürfen nicht verletzt oder angestochen werden, dann sind sie für den Verkauf ruiniert. Der Senior Payer erzählte während der Ernte, dass früher bei guten Bedingungen so eine Ackerfläche an einem Tag händisch geerntet wurde. Mit der Machine, wäre es in wenigen Stunden geschafft gewesen, aber die steckte fest.


Samt dem Wenden des Bodens mit Schaufel oder Gabel mussten die Erdäpfeln mühsam herausgeklaubt werden. Sie waren voll Erde, die händisch nur sehr schwer zu entfernen war. So wogen die Kisten und Kübel noch schwerer.

Wir sind es gewohnt Netze mit perfekten sauberen Knollen zu kaufen und dann siehst du wie schwierig es ist,sie überhaupt aus dem Boden zu bekommen und wie schmutzig sie sind. Macht doch nichts, denkt sich Otto Nomalverbraucher, dafür gibt es doch auch schon Waschmaschinen. So etwas wird der Bauer doch sicher haben.

Stimmt schon, haben Markus und Veronika, aber mit dieser Menge an Erde wäre die beste Maschine nicht fertig geworden. Wieder mussten die Erdäpfel händisch vorbearbeitet werden. Sie wurden in Kisten im Hof aufgeschüttet mit Wasser abgespült, dabei immer wieder gewendet, damit der Großteil der Erde abgewaschen wird. Erst dann konnten sie in die moderne Waschmaschine um gewaschen, sortiert, gewogen und verpackt zu werden.


Der Nachmittag auf dem Erdäpfelhof Payer hat mir gezeigt, wie wenig über die Arbeit unserer Bauern wissen, wie wenig wir sie teiweise schätzen. Der Umgang mit den landwirtschaftlichen Produkten wird sich verändern müssen. Es stecken in diesen ersten heurigen Erdäpfeln nicht nur Ressourcen wie die Wärme zum Vorziehen, Folie zum Abdecken, die Maschine zum Legen, der Treibstoff und auch so viel Liebe und Handarbeit, eigentlich sind sie unbezahlbar. Bedenk das bei deinem nächsten Einkauf und geht mit Lebensmitteln sorgsam um.