Der perfekte Christbaum.........

 

Ich fange gleich mit dem tröstlichen Fazit an, es gelingt jedes Jahr einen schönen Baum zu finden, denn durch den Behang aus gläsernen Kugeln, Maschen, Lametta, gewickelter Süßigkeiten und der wunderbaren funkelnden Lichter verschwindet jeder als Mangel erkannte Eindruck und verschmilzt zu einem wunderbaren Gesamtkunstwerk.

Als ich Kind war, war mein Vater für die Besorgung des Baumes verantwortlich. Ein geduldiger lieber Mann, der einen Hang hatte die Höhe unserer Wohnräume etwas falsch zu bewerten und der daher immer wieder am Weihnachtsabend mit einer Säge unterwegs war. Ich konnte mir das lange nicht erklären, denn die verwendete er sonst kaum und ich begriff als Kind auch die Worte meiner Mutter nicht so recht, wenn sie dann meinte: "wieder einmal für den Wiener Rathausplatz." Erst später wurde es mir klar, die Bäume, die mein Vater da nach Hause brachte, waren offensichtlich jedes Jahr zu hoch. Aber wie sollte er denn auch seinen Irrtum erkennen, es begann ja schon damit, dass er zum Transport nicht das Dach eines netten Kleinwagens zur Verfügung hatte, sondern die Ladefläche eines geräumigen LKW`s.

Als ich 16 Jahre alt war, wurde mein Vater für immer zum Fest in den Himmel abberufen und von da an war ich für den Christbaumkauf verantwortlich. Meine Mutter machte es sich da einfach, sie trat diese Verantwortung an mich ab und hatte doch immer etwas auszusetzen. Damals kam am 8. Dezember ein Christbaumhändler aus dem Waldviertel zu uns ins Dorf und nach dem Kirchgang wurde es dann ernst. Man suchte einen aus, der wurde verschnürt und dann bis ins Haus zugestellt.

Der perfekte Baum, was soll ich euch sagen, ich bin die Tochter meines Vaters und auch ich tat und tu mir bis heute mit den Größen- und Höhenmaßen meines Hauses recht schwer. Er war noch nie zu klein, aber er ist fast immer recht breit und oft zu hoch. Dabei greife ich schon auf einen Trick zurück und denk mir, wenn er nur ein bisschen höher ist, als ich groß bin und ich um die Spitze zu sehen nur ein ganz klein wenig den Kopf heben muss............ Glaubt mir, das funktioniert alles nicht. So muss man daran gehen nach dem Motto: Was nicht passt wird passend gemacht.

Hatte mein Vater nur den Fuchsschwanz zur Verfügung, so veränderte sich das im Lauf der Zeit, erst Stichsäge.....wehe dir, wenn das letzte Sägeblatt abreißt und du keine zweite Packung besorgt hast, dann geht´s zurück zum Fuchsschwanz....bis hin zur elektrischen Kettensäge mit dem ich dem Baum heute an den Stamm rücken kann.

Hab ich das Problem gelöst, kommt die nächste Stolperfalle, wo um alles in de Welt ist der Christbaumständer, ich hab ihn doch gemeinsam mit dem Schmuck weggeräumt. Da hilft nur durchatmen und in Ruhe nachdenken, schließlich ist ein Jahr vergangen und du musst das Jahr doch einfach nur zurück denken. So schlimm ist es auch nicht, er findet sich nach einem kurzen Schreckmoment dann doch immer.

Jetzt geht´s an das Stamm einpassen. Heute gibt es Luxusbäume mit gedrechselten, gleichmäßig rund vorbereiteten Stämmen. Früher musste der Stamm oft mühsam mit einer Axt, Säge, Messer oder was sonst noch so alles zur Verfügung stand, hergerichtet werden um ihn in den Ständer einzupassen.

Ich will euch noch an einer wunderbare Nacht vom 23. auf den 24. Dezember teilhaben lassen, in der ich Stunden damit verbrachte den Baum auf zu stellen. Es war schon nach 21 Uhr, ehe ich überhaupt ans Werk gehen konnte. Damals hatte ich dieses traumhafte, alte, schwere, schmiedeeiserne Chrsitbaumkreuz mit Bewässerungsschale. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, dass der Stamm meiner wunderbar duftenden, aber unsagbar stacheligen Blaufichte endlich in den Eisenring passte und festgeschraubt war, wollte sie trotz allem einfach nicht stehen bleiben. Es war wie im Kabarett, ich stellte den Baum auf und schwupp, er neigte sich kurz zur Seite um gleich wieder auf dem Boden zu liegen. Es dauerte etwas, bis ich die Ursache diese Malheurs heraus fand. Der Dorn, der in der Mitte der Schüssel den Stamm gerade halten sollte, war abgerissen. Was tun, ein kleines Kind erwartet sehnlichst die Überraschung und Magie der Weihnacht und da war keine Zeit am 24. ein neues Kreuz zu besorgen. Zwei 100er Nägel und einen abgerissenen Bohrer später war die Schwerkraft bezwungen und der Baum bereit seinen Schmuck zu bekommen.

Jede Familie hat ihre Geschichten rund um den Christbaum, vielleicht ist er dir schon umgekippt, oder du hast erst zu spät bemerkt, dass er schief steht und man kann das wegen des Schmuckes nicht mehr korrigieren. Aber was sind all die Widrigkeiten gegen die glänzenden Augen der Kinder und die glücklichen Gesichter deiner Lieben, die mit dem geschmückten Baum das Wunder der Weihnacht jedes Jahr aufs neue in ihren Herzen spüren.