Schön ist einer Faschingsnacht, wenn die Mutter Krapfen bacht.....

Das Jahr hat schon ganz schön Fahrt aufgenommen, sind doch erst die letzten Weihnachtskekse verputzt worden, so geht der Fasching seinem Höhepunkt zu und es lockt so mancher süße Krapfen mit seinem perfekten Rand und der herrlichen Füllung. Früher war das anders, da waren Krapfen kein Massenprodukt, sondern ganz liebevolle Handarbeit. Meine Mama war recht unglücklich, wenn niemand Zeit hatte Krapfen zu backen. Das ging sie dann durchs Haus und sang:

Schön ist eine Faschingsnacht,

wenn die Mutter Krapfen bacht,

aber wenn sie keine bacht,

pfeif ich auf die Faschingsnacht.

Sie konnte das auch gut, aber für sie war das so ein Stress Germteig zu machen. Das überließ sie lieber meiner Großmutter und später mir.


Großmutters Krapfenteig

Die ersten Erinnerungen an Faschingskrapfen sind mit meiner Großmutter verbunden. Krapfen waren ja etwas ganz Besonderes und sie wurden zwei oder drei Mal während der Saison gebacken. Sie waren auch teuer, denn man brauchte viele Eier dafür. Im Krieg waren Eier sehr wertvoll und teuer und das blieb für meine Oma auch noch in den 70er Jahren so.

Beim Teig machen gab so einiges zu beachten. Alle Türen wurden fest verschlossen und der große Küchenherd wurde angeheizt, der Teig braucht es ja wohlig warm. Meine Oma kannte ja noch keine Küchenmaschine, der Krapfenteig wurde mit der Hand geschlagen, bis er sich vom Schüsselrand löste. Ich erinnere mich, dass die Zeit dafür in Gebeten bemessen wurde. Und dann wurde die Schüssel mit einem Tuch abgedeckt und die kleinen Hefepilze durften wachsen und ihre Arbeit tun. Meistens war der Teig so hoch aufgegangen, dass sich das Tuch wie von Zauberhand über den Schüsselrand hob. Ein perfekter Krapfenteig eben.

Füllen und Zusammensetzen

Der Teig wurde dann vorsichtig ausgerollt, nicht zu dünn und nicht dick. Ich kann das genaue Maß auch nicht sagen, wenn ich es sehe, so weiß ich, die Stärke ist richtig. Zwei Gläser waren vorbereitet eines mit einem größeren, das zweite mit einem kleineren Umfang. Mit dem Größeren wurden Kreise ausgestochen, auf die kam dann ein schöner Klecks Marillenmarmelade, mit etwas Rum verrührt. Hast du das einmal gerochen, das vergisst du nie mehr. Dann kam die zweite Scheibe darüber, alles gut fest gedrückt. Aber das sah jetzt nach einer runden Teigtasche aus und nie nach einem Krapfen. Die Geheimwaffe war das zweite Glas, damit wurde der Rand nach gestochen, die Reste entfernt und schon kam das Gebilde einem Krapfen wieder viel näher.

Ein Holzofen und eine große Rein

Und jetzt war erst einmal wieder Geduld gefragt. Die Teiglinge wurden noch einmal liebevoll mit einem Tuch abgedeckt und durften wieder aufgehen. Wir Kinder waren da schon recht nervös, wussten wir doch, wie herrlich diese Leckerei schmecken würde. Dann kam das Öl in das größte Reindl, das meine Oma hatte. In den Küchenherd kamen noch einige Scheiter und das Öl wurde erhitzt. Die Ringe in der Herdplatte zeigten meiner Großmutter die richtige Temperaturzone für die Krapfen an. Ganz ohne Regler oder ohne Speisethermometer. Wer kann sich das heute noch vorstellen?

Das sanfte Bad im heißen Öl

Endlich durften die aufgegangen Krapfen mit der gewölbten Oberseite zuerst in das Fett gleiten. Sorgsam mit einem Deckel bedeckt begannen sie langsam im heißen Fett zu backen. Die Großmutter bewachte das mit Argusaugen. Und man merkte ihr die Anspannung an, ob der weiße Rand auch perfekt gelingen würde. Ich kann mich nicht erinnern, dass ihre Krapfen jemals nicht perfekt waren. Vorsichtig mit zwei hölzernen Kochlöffeln gewendet, auch die zweite Seite braucht ja die wunderbare goldige Bräune.

Die Zuckerwolke vor dem Genuss

Endlich kamen sie auf den großen Krapfenteller, wo sie noch lauwarm mit einem Sieb mit viel Staubzucker bestreut wurden. Dieser Duft aus Fett, Teig und Zucker und die Wärme des Ofens, ich werden ihn nie vergessen.

Krapfengenuss

Krapfen gibt es heute an allen Ecken zu kaufen, in vielen Größen und mit verschiedensten Füllungen. Trotzdem mache auch ich mir die Mühe Krapfen zu backen. Nur selber gemachte Krapfen sind perfekt in Konsistenz und Geschmack. Man schätzt die Zeit, Arbeit und Achtsamkeit, die man für die Zubereitung aufgewendet hat viel mehr wert, wenn man in so ein zartes Kunstwerk hinein beißt. Ein absoluter Hochgenuss.

Übrigens, für mich gibt es nur eine perfekte Füllung für Faschingskrapfen und das ist hausgemachte Marillenmarmelade.